Haare
Haare spielen für unsere äußerliche Erscheinung eine wichtige Rolle. Schönes, volles Kopfhaare steht für gutes Aussehen, Attraktivität. Daher schränken Krankheiten oder Verlust der Haare die Lebensqualität bei Frau und Mann beträchtlich ein. Am häufigsten ist der erbliche Haarausfall (androgenetische Alopezie) – die „normale Glatze“ – bei beiden Geschlechtern. Daneben gibt es aber noch viele andere Ursachen und Formen des Haarausfalls.
Unsere Haare – noch immer ein Mysterium!
Jedes unserer Haare ist ein kleines, komplexes Organ bestehend aus einer Wurzel, Hüllen und einer Talgdrüse, die in der Haut liegen, und dem Haarschaft, dem eigentlichen Haar. Jedes Haarorgan hat seine innere Uhr, die den Lebenszyklus dieses Haars bestimmt. Das Kopfhaar wächst ca. 5 Jahre (Anagenphase), baut sich in wenigen Wochen um (Katagenphase) und fällt nach 3 Monaten aus (Telogenphase). Dieser Zyklus verläuft individuell für jedes Haar, d.h., es liegt keine „Haarung“ vor. Normal fallen bis 100 Haare pro Tag aus. Ca. 200.000 Haare besitzen wir am Kopf.
Die androgenetische Alopezie (erblicher Haarausfall, „Glatze“) ist bei weitem die häufigste Form des Haarausfalls bei Frau und Mann.
Männer
Der erbliche Haarausfall betrifft ca. 70% der Männer mehr oder weniger stark, oft schon früh um das 20. Lebensjahr beginnend. Die wesentlichen Faktoren sind die erbliche Anlage (Gene) und die Androgene (männliche Hormone). Die Gene legen den Lebenszyklus, die Lebensdauer (s.o.) jedes Haars individuell fest. Die Haare am Hinterkopf und an den Seiten („Haarkranz“) haben ein langes Leben geerbt und sind gut gegen die für sie „schädlichen“ Androgene geschützt. Die Haare am Scheitel und an der Stirn vorne sind dagegen deutlich weniger geschützt, sie fallen früher aus.
Verlauf
Die männliche Glatze beginnt meist an den Geheimratsecken und schreitet nach hinten fort. Der Verlauf ist individuell, oft fallen die Haare am Scheitel früh aus. Nicht selten verläuft der Haarverlust in Schüben, mit einem ersten Schub in der Pubertät, was die Jungen und Eltern sehr beunruhigt.
Die Kopfhaut ist gesund, oft verdünnt und neigt zu hellem Hautkrebs (s. Heller Hautkrebs).
Diagnose
Für die Diagnose genügt in der Regel ein Blick. Die genaue Untersuchung wird mit der Dermatoskopie vorgenommen: dünner Haarschaft, viele Vellushaare (verkürzte, dünne Haare), geringer Pigmentgehalt, oder mit dem Trichoscan, was die genaue Dokumentation der Haardichte und der Anagenhaare (s.o.) am Computer erlaubt.
Therapie
Vieles wird versprochen – weniges hilft.
Minoxidil-Lösung (2%) oder Schaum (5%) für Männer
ist ein wirksames Medikament, das die Haarwurzeln durch verbesserte Durchblutung aktiviert. Damit wird der Haarausfall reduziert und oft kommt es nach ca. 6 Monaten zur Vermehrung der Haare. Allerdings wirkt es nur, solange es angewendet wird – danach nehmen die Haare wieder ihren eigenen Lebenszyklus auf!
Finasterid
hemmt ein Enzym (5α-Reduktase II). Dadurch wird eine aktive Testosteron an der Haarwurzel inaktiviert und das Haarwachstum geht weiter. Meist führen die Finasterid-Tabletten rasch zum Stopp des Haarausfalls und auch zu einer sichtbaren Verdickung und Vermehrung der Haare. Verschiedene Nebenwirkungen sind bekannt. Wir beraten Sie gerne auch zu den Nebenwirkungen und Risiken, die teils auch länger anhalten. Finasterid steht nun auch als Spray zur Verfügung, das umschrieben aufgetragen wird und effektiv ist. Es weist deutlich weniger Nebenwirkungen auf als die Tabletten.
Eigenhaar-Transplantation
Haare aus dem „Haarkranz“, die als Organ vor den „schädlichen Androgenen“ erblich geschützt sind und daher lange leben, werden mikrochirurgisch entnommen und an den vorderen Kopf und Scheitel verpflanzt. Es sind mehrfach Transplantationen in Abständen nötig, um einen guten Zustand zu erhalten.
Frauen
Erblicher Haarausfall betrifft auch ca. 30% der Frauen. Die Ursachen sind identisch: Gene und Androgene (männliche Hormone). Aber der Verlauf und das Aussehen sind anders. Am Kopf sind nur einzelne Haare betroffen, was zu einer Lichtung der Haare am Scheitel, aber nicht zur Glatze führt! Es erklärt sich dadurch, dass jedes Haar ein individuelles Organ ist. Das ist sehr wichtig zu wissen!
Am meisten betroffen ist im – Gegensatz zum Mann – die Mittelscheitelregion. Die Haare an der Stirn vorne und in den Geheimratsecken bleiben erhalten.
Diagnose
Lichtung der Haare am Mittelscheitel, viele dünne kurze Haare.
Die Androgene erreichen im Klimakterium ein relatives Überwiegen über die Östrogene, die die Haare schützen. Deshalb sollten die Hormone im Blut bestimmt werden zusammen mit Schilddrüsenwerten, Blutbild und Eisen und eventuell weiteren Werten je nach Ihrem Alter und Ausprägung des Haarausfalls.
Therapie
Da Östrogen schützen (s.o.), werden Haarwässer mit Östrogenen verwendet und führen oft zu einer Besserung, wenngleich wissenschaftlich die Wirkungen nicht klar erwiesen sind. Auch wir haben gute Erfahrung damit.
Einen starken und gut erwiesenen Effekt hat Minoxidil (2%) als Lösung oder Schaum auch bei Frauen. Oft wachsen sehr viele Haare nach. Allerdings kann die Minoxidil-Lösung zu Reizungen der Kopfhaut führen. Eine andere Nebenwirkung kann sein, dass Haare auf der Stirn und an den Wangen wachsen. Deshalb ist eine exakte Anwendung in der Mittelscheitelregion zu beachten.
Da die Androgene den Ausfall verstärken, können antiandrogene Tabletten (z.B. Cyproteronacetat, Spironolacton u.a.) eingenommen werden und zu gutem Erfolg führen. Allerdings sollte die Einnahme nur nach Untersuchung und Kontrollen durch Gynäkologen erfolgen.
Frauen und Männer
Neue Methoden sind für beide Geschlechter verfügbar, die mit Erfolg zusätzlich angewendet werden können:
Thrombozyten-reiches Blutplasma (Platelet-rich-plasma, PRP)
Dazu werden ca. 50 ml Ihres eigenen Blutes so aufbereitet, dass darin die Blutplättchen (platelets) konzentriert werden. Die Blutplättchen sind sehr reich an potenten Wachstumsfaktoren. Ihr eigenes, so verändertes Blut wird in die Kopfhaut eingespritzt. Die Wachstumsfaktoren aktivieren dort die ruhenden Haarwurzeln. Die Haare wachsen wieder, werden mehr und dicker. Das eigene plättchenreiche Plasma wird 4x im Abstand von 4 Wochen in die Kopfhaut eingespritzt. Nach 6 und 12 Monaten erfolgen Kontrollen und eventuell eine einmalige Erhaltungsinjektion. Da es sich ausschließlich um ihr eigenes Blut ohne Fremdzellen oder Fremdstoffe handelt, treten praktisch keine Unverträglichkeiten oder Allergien auf. Es kommt zu keiner Arbeitsunfähigkeit oder down-time. Als Nebenwirkung kann es zu kleinen Blutungen an den Einstichstellen (ähnlich wie bei der Blutentnahme) und zu Hautinfektionen kommen. Die Wachstumsfaktoren der Blutplättchen (Trombozyten) sind auch geeignet die transplantierten Haare zu aktivieren. Daher bieten wir Ihnen die PRP-Therapie auch nach einer Haartransplantation an. Die Prozedur wird in mehrwöchigen Abständen wiederholt. Diese Therapie führt manchmal zum Nachwachsen der Haare und das Haar wird dicker. Es handelt sich ausschließlich um Ihr eigenes Blut ohne Fremdzellen.
Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata)
Der kreisrunde Haarausfall betrifft Kinder und Erwachsene, ca. 3-4 % der Bevölkerung sind betroffen. Der Haarausfall beginnt mit kreisrunden, wenige cm-großen Arealen meist am Kopf. Die Herde können sich großflächig ausdehnen und den ganzen Kopf betreffen. Auch die Brauen, Wimpern, der Bart oder die Körperhaare können mit oder ausschließlich betroffen sein.
Es handelt sich um eine Autoimmunkrankheit, die zur Entzündung und Abbrechen der Haare führt. Die Autoimmunkrankheit befällt nicht selten zugleich andere Organe. Meist treten Schiddrüsenkrankheiten(Thyreoiditis), Weißfleckenkrankheit (Vitiligo), u.a., auch Neurodermitis (atopisches Ekzem) auf, besonders bei Kindern. Eine erbliche Neigung ist bekannt, bei ca. einem Viertel der Patienten sind auch Familienangehörige betroffen.
Da die Haarwurzeln nicht zerstört werden, können die Haare wieder wachsen, auch nach längerer Zeit. Bei der Hälfte der Patienten kommt es innerhalb eines Jahres zu Nachwachsen. Ein erneuter Schub kann zeitnah oder nach Jahren wieder kommen.
Diagnose
Untersuchung mit dem Auflichtmikroskop
Therapie
Die Therapie ist sehr individuell je nach Ausdehnung, Dauer und Fortschreiten des Haarausfalls und Alter des Patienten.
Wenige kleine Herde werden kurzfristig äußerlich mit Kortisoncremes oder Kortisonspritzen behandelt, längerfristig meist mit Calcineurin-Inhibitoren.
Akuter, rasch fortschreitender Haarausfall wird mit Kortisontabletten und immunmodulierenden Medikamenten behandelt.
Seit kurzem steht bei ausbleibendem Haarwuchs ein neues immunmodulierendes Medikament, ein YAK-Inhibitor (Baricitinib) als Tablette zur Verfügung.
Wichtig ist noch: Jegliche Therapie des erblichen Haarausfalls sollte früh begonnen werden!
Wir beraten und versorgen Sie gerne mit allen genannten Therapien und auch mit individuellen für Sie ausgewählte Haarwachstumslösungen.
Bemerken Sie ein Zurückweichen Ihrer Stirn-Haargrenze, eine höhere Stirn? Dann könnte sich um eine
Frontal fibrosierende Alopezie
handeln. Sie betrifft meist ältere Frauen, selten junge Frauen und Männer. Es kommt – meist über Jahre – zum Zurückweichen des Haaransatzes an der Stirn und an den Seiten, die Haarwurzeln sind abgestorben. Es entsteht eine „hohe Stirn“ und ein Haarverlust über den Ohren. Die Haut ist dünn, gespannt und ohne Haarfollikel. Die Haargrenze schiebt sich langsam zurück, ca. 0.2-2.0 cm im Jahr. Daher wird der Haarverlust oft auf das Alter zurückgeführt oder gar nicht bemerkt. Nach gewisser Zeit kommt der Haarverlust manchmal zum Stillstand. Viele Frauen verstecken den Haarverlust mit einer Locke. Die Ursachen sind nicht bekannt. Hormone spielen eher keine Rolle.
Diagnose
Auflichtmikroskopie, Verlust der Haarfollikel
Therapie
Es bestehen verschiedene Therapiemöglichkeiten, um das Fortschreiten zu stoppen. Meist werden Cremes mit Kortison, durchblutungsfördernden oder immunmodulierenden Stoffen verwendet. In ausgeprägten Fällen können auch entzündungshemmende und immunmodulierende Tabletten eingesetzt werden. Wichtig ist: An den bereits haarlosen Stellen wachsen keine Haare mehr.
Melden Sie sich gern telefonisch zu einem Termin in unserer Praxis unter: 040 – 450 38 444 oder online auf dieser Webseite.
E-Mail: empfang@dermatomed.de
Juckreiz am Kopf
Juckt oder brennt Ihre Kopfhaut immer wieder ?
Juckreiz am Kopf kann lange anhalten, meist stark wechseln und die Lebensqualität stark einschränken. Er hat viele Ursachen. Einerseits kann eine Haar- oder Hautkrankheit vorliegen, andererseits juckt und brennt auch die gesunde Haut, ohne krank zu sein. Die Hautkrankheiten am Kopf sind meist Entzündungen durch Veränderung der Haarfette, Allergien, Pilz- oder spezielle Hautkrankheiten, z. B. Schuppenflechte. Wenn die gesunde Kopfhaut juckt, können Medikamente, Krankheiten des Blutes, der Leber, der Niere oder Reizungen der Kopfnerven, aber auch Stress und nervliche Krankheiten vorliegen. Haarausfall kann dabei vorhanden sein oder nicht.
Diagnose
Auflichtmikroskopie
Untersuchungen des Blutes, Pilz- und Allergietestungen
Therapie
Eine Klärung der Ursachen steht an erster Stelle und – wenn möglich – deren Behandlung. Die Kopfhaut behandeln wir mit individuellen Haarlotionen. Oft sind pflanzliche Präparate gut wirksam. Manchmal sind auch Tabletten, u. a. Antihistaminika oder gegen Nervenschmerzen wirkende Medikamente zeitweise nötig.
Wenn Ihr Kopf immer wieder juckt, melden Sie sich.